Ein Ausflug in eine neue Arbeitsmethodik
BIM im Tiefbau – was bedeutet das?
BIM ist in aller Munde. Doch was genau ist eigentlich BIM und warum ist die Umsetzung im Tief- und Straßenbau so schwer? Das Kürzel BIM steht für „Building Information Modeling“ und lässt sich am einfachsten mit „modellbasiertem Bauen“ übersetzen: Das Bauwerk wird also erst digital in 3D (dreidimensional, sprich in räumlicher Lage und Höhe) geplant und im Anschluss mit den digitalen Daten (ohne Planübergaben!) vom Bauunternehmen gebaut.
BIM ist also keine Software,
sondern die Umsetzung des digitalen Planens und Bauens.
Die Grundlage von BIM ist ein computergestütztes dreidimensionales Bauwerkmodell mit allen Detaillierungen, das neben dem digitalen Geländemodell und den geplanten Baukörpern (3D) auch Informationen zu Kosten (4D), Terminen (5D), Betrieb incl. Betriebskosten (6D) und dem Rückbau, Abriss und Recycling einschließlich der Kosten dafür (7D) enthält. Grundlage eines solchen Bauwerkmodells ist eine zentral verwaltete Datenbasis, auf die alle Projektbeteiligten Zugriff haben, um so Informationen austauschen und abstimmen zu können. Besonders zu Berücksichtigen ist, dass dann im Bauablauf eine lückenlose digitale Dokumentation der erstellten Bauteile erfolgen muss, die dann wiederum auf einer gemeinsamen Datenplattform (einer Cloudlösung o.ä.) veröffentlicht werden muss. Das wiederum hat zur Folge, dass auf der Baustelle eine Vermessungsausrüstung einschließlich des Personals permanent vorgehalten und einsatzbereit sein muss.
BIM erfordert ein gemeinsames Erstellen, Nutzen, Pflegen und Weitergeben von allen, für die Baumaßnahme relevanten Daten. Um dies zu gewährleisten muss bei allen Baube-teiligten Software vorhanden sein, die mit Datenschnittstellen dafür sorgt, dass die erstellten Grundlagen auch gelesen und geschrieben werden können. Diese Schnittstellen existieren jedoch größtenteils noch nicht!
Schon am Detaillierungsgrad der einzelnen Daten können hier Probleme entstehen. Sind die Bordsteinabsenkungen in Lage und Höhe erfasst, sind die Wasserleitungen mit allen Verbindungen und Formstücken definiert, was passiert, wenn die Lage von Leitungen an die Örtlichkeit angepasst werden muss. Die Herausforderung beginnt bereits bei der Vermessung des Urgeländes. Die Gründung von bestehenden Mauern ist unbekannt, der vorhandene Asphaltdeckenaufbau wird nur punktuell durch Gutachten ermittelt oder bestehende Versorgungsleitungen sind mangelhaft dokumentiert.
All das ist nichts neues bei Planungen und Baustellen, macht aber das Erstellen eines digitalen Planungsmodells sehr schwer bis unmöglich. Die zentrale Aufgabenstellung für die BIM-Systematik ist darum ein verlustfreier Datenaustausch der digitalen Daten über den gesamten Lebenszeitraum des Bauwerks hinweg: von der Idee über die Planung bis zur Herstellung mit Aufmaß und Abrechnung, der Betrieb, die Sanierung und der endgültige Rückbau mit Entsorgung. Denn erst wenn dieser Datenaustausch durchgängig realisiert ist, kommen die Vorteile von BIM zum Zuge.
Wir bleiben an dem Thema dran. Versprochen.